Im Gespräch über beeindruckende Möglichkeiten zur Interessenten- / Kundenbegeisterung mittels virtueller Realität.

Wir sprechen unter anderem über die inzwischen wirklich mehr als erschwinglichen Möglichkeiten, um z.B. im Rahmen eines Messestandes oder im Rahmen von Schulungen neue interaktive VR-Technologie einzusetzen.

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Das Gespräch über Virtuelle Realitäten (VR), Augmented Reality (AR) und 360-Grad-Video

Oliver Ratajczak: Hallo. Schön, dass du wieder zuhörst. Heute mit einer neuen Ausgabe von “Auf einen Kaffee mit”. Das ist eine besondere Folge für mich. Wir haben länger darüber diskutiert, mein Gast und ich. Das Thema “virtuelle Realitäten” hatte ich nicht so auf dem Schirm wie ich inzwischen glaube, dass ich es hätte auf dem Schirm haben sollen. Deswegen habe ich den Mario Stahl eingeladen. Ich freue mich riesig auf einen Kaffee mit Mario Stahl. Hallo Mario.

Mario Stahl: Hallo Oli.

Oliver Ratajczak: Ja, wie ich gerade bereits gesagt habe, VR, also virtuelle Realitäten habe ich echt nicht so auf dem Schirm gehabt, wie ich es eigentlich sollte. Ich bin nicht so der Computerspiele-Typ. Dann denkt man natürlich bei virtuellen Realitäten sofort an Computerspiele. Da kommen wir gleich zu. Erzähl du erst mal, wer du bist, was du so machst und warum wir hier vielleicht reden.

Mario Stahl: Ja, ich bin Mario Stahl, arbeite für die Firma Senselab.io im Bereich Marketing und Vertrieb. Wir sind ein Software-Entwicklungshaus aus Köln, das sich auf Virtual Reality und Augmented Reality spezialisiert hat. Wir sind sehr stark im Bereich VR-Learning unterwegs und im Bereich Marketing, Messen.

Oliver Ratajczak: Ich hatte bereits einen Gast zu Besuch, da ging es sozusagen um eine Maske aufsetzen und dann 360-Grad-Video sich anschauen im Rahmen von Lernsequenzen. Jedoch das, was Ihr macht, muss ich sagen, hat mich echt geflasht. Ich dachte eigentlich, ich wäre nicht so einfach aus der Ruhe zu bringen. Das ist wirklich geiler Scheiß, wenn ich das mal so sagen darf (lacht). Fangen wir mal vorne an. VR ist virtuelle Realität. Das heißt, man setzt sich so eine komische klobige Brille auf und ist dann in einer ganz anderen Welt, so ähnlich wie das Holodeck bei, jetzt darf ich nichts Falsches sagen. Einer meiner Zuhörer ist ein Trecki, der wird mich würgen, wenn das eine Star Wars, das andere Startreck ist, was ich immer verwechsle. Also Holodeck. Also man ist dann wirklich da so drinnen, oder?

Mario Stahl: Genau. Es gibt, um einmal vielleicht den technischen Aspekt so ein bisschen auseinander zu nehmen, das eine sind 360-Grad-Geschichten. Das, was du gemacht hast. Ich setze eine Brille auf und kann meine … also meine Kopfdrehung wird erfasst. Ich kann mich umschauen. Ich kann dort Interaktionen machen mit Hilfe eines Laserpointers. Das ist so der Controller in dieser Brille. Oder ebenfalls mit einer Blicksteuerung. Der nächste Schritt, und da sprechen wir dann vom sogenannten VR. Das bedeutet, ich habe verschiedenste Interaktionsmöglichkeiten. Meine Bewegungen im Raum werden getrackt und meine Hände werden getrackt. Das Spannende dabei ist, also dadurch, dass ich meine Hände mit dazu nehmen kann, dass ich Controller habe, die meine Hände abbilden können, kann ich mit meiner Umwelt wirklich interagieren und es fühlt sich viel realer an. Das ist das VR, was am Ende so Spaß macht und so flasht, wie das, was du gerade beschrieben hast.

Mein erster Kontakt mit 360-Grad-Video

Oliver Ratajczak: Mein erster Kontakt war, Oli, komm mal her, wir schulen Verkaufspersonal sozusagen auf der Fläche. Da haben die verschiedene Videos. Die können sich die Maske einfach aufsetzen, verschiedene Szenerien durchspielen, die halt vorher bereits fertig waren. Dann habe ich mir die angeguckt und habe gesagt, das ist schon irgendwie cool. Ist eine andere Art der Schulung. Da steht nicht einer vorne und legt PowerPoint auf, sondern, man sieht irgendwie so ein Video, man ist ein bisschen drin. Das war es jedoch mit so ein bisschen drin. Das hat mich nicht gepackt. Du hast mich besucht, bist sozusagen heute hier, hast mir so ein Headset mitgebracht und hast gesagt, Oli, probiere das mal aus. Dann ist bei mir gerade mal so was von der Groschen gefallen und ich habe endlich verstanden, was du mir seit Monaten erzählen willst. Erzähl mal, was du gemacht hast, was in der Brille zu sehen war.

Mario Stahl: Ja. Also man setzt die Brille auf, man kommt in eine fiktive virtuelle Werkstatt. Die ist voll mit Maschinen und Werkzeugen und man baut sich dann einen virtuellen Kugelschreiber zusammen, der überdimensional groß ist.

Oliver Ratajczak: Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen doof an. Warum soll man sich einen Kugelschreiber zusammenbauen? Das war, als ich das erlebt habe, gar nicht so wichtig. Es war irgendwie wichtig, zu sehen, ich konnte mit diesen Maschinen interagieren. Ich habe meine Hände gesehen. Ich konnte Schalter drücken, Hebel ziehen, irgendwo kurbeln und es passierten Dinge. Das war toll.

Coole Idee für einen außergewöhnlichen Messestand

Mario Stahl: Genau. Unser Anspruch an die Anwendung war vor allem, zu zeigen, wie viele verschiedene Interaktionsmöglichkeiten gibt es. Man muss was drehen. Man muss einen Hebel richtig ziehen. Man muss Buttons drücken in VR. Die Kippschalter sind ebenfalls, finde ich, ein absolutes Highlight in dieser Anwendung. Also, wie viel Spaß es macht, einen Kippschalter umzulegen auf einmal. Am Ende dieser Anwendung ist es so, dass ich die dann in eine Maschine reinlege, man ist so fünf Minuten damit beschäftigt, diesen Kugelschreiber zusammen zu bauen. Die Anwendung ist vorbei. Diese Maschine wird als Schrumpfmaschine deklariert. Dann setze ich die Brille ab und der Vertriebler steht dann genau mit diesem Kugelschreiber, den ich gebaut habe, in der Realität da und begrüßt mich mit diesem Kugelschreiber.

Oliver Ratajczak: Also inklusive Firmenlogo, was ich sogar in dem virtuellen Laser da drauf gebrannt habe. Das hat mich sehr beeindruckt, muss ich sagen. Leute, die mich kennen, ich bin schwer aus dem Häuschen zu bringen. Manchmal wirkt das vielleicht so. Das hat mich jedoch echt beeindruckt. Das fühlte sich alles total natürlich an. Ich hatte vorher gedacht, dann hast du so eine Maske auf, du siehst nichts, vielleicht fällst du um, vielleicht eckst du irgendwo an. Das war jedoch alles nicht. Früher haben wir sozusagen per Laserpointer am Boden ein Rechteck gezogen. Das war die Fläche, in der ich interagieren und laufen kann. Dann wurden praktisch so Gitterlinien eingeblendet, wenn ich darüber hinausging. Das war total einfach und ich hatte nach kürzester Zeit das Gefühl, das fühlt sich so an, ich stehe in dieser Fabrik und baue mir jetzt gerade einen Riesenkugelschreiber zusammen. Was ich total faszinierend fand.

Mario Stahl: Ja. Was du jetzt gerade angesprochen hast, das ist das Phänomen, die Oculus Quest, das ist eine neue Brille. Die ist vor ein paar Wochen erst auf den Markt gekommen. Hätten wir das ganze vor einem Monat gemacht, hätte ich hier eine Viertelstunde wahrscheinlich in deinem Wohnzimmer irgendwas aufbauen müssen. Das Tolle an dieser Brille ist, dass ich nichts mehr brauche. Ich brauche keinen Computer mehr. Ich brauche keinen Peripherie-Aufbau mehr. Ich kann direkt loslegen. Ich habe dich das sogar selber installieren und einrichten lassen. Nach zwei Minuten warst du fertig und warst in VR drinnen. Die Grafikleistung ist nicht ganz so gut, wie wenn ich das mit einem Highend-Rechner mache. Man muss immer schauen, wo ist mein Anwendungsfall. Wenn ich in einem Automobilhaus Innenausstattung anpreisen möchte, würde ich wahrscheinlich dennoch zum Highend-Rechner gehen, weil ich da eine hohe Auflösung haben möchte. Dann muss es möglichst realistisch aussehen. Die Erfahrung, die wir eigentlich machen, ist, damit es sich realistisch anfühlt, kommt es nicht so sehr auf die Grafikleistung an, sondern viel mehr auf die Art und Weise der Interaktion. Also wie fühlt sich das an? Wie verhält sich die Physik? Wie verändern sich meine Hände, wenn ich zu einem Schalter gehe et cetera. Das ist für den immersiven Effekt, also dieses Eintauchen in die Welt, viel wichtiger, als dass es die absolute 4K Superauflösung ist.

Immersives Erlebnis in VR

Oliver Ratajczak: Das witzige ist das Eintauchen. Mir ist ein Stück vom Kugelschreiber hingefallen. War jedoch kein Problem, habe ich einfach wieder aufgehoben. Das fand ich erstaunlich. Das ist schon verrückt. Du musstest mir keine Anleitung geben und ich musste nicht tausend Seiten Anleitungsbuch vorher lesen. Ich habe es einfach aufgesetzt und dann war es halt, naja, ich meine, jeder weiß, wie er einen Schalter bedient. So mache ich das einfach. Dann hat der reagiert. Er ist umgekippt. Ich habe es gehört, dass er geschaltet hat und so. Das war schon sehr beeindruckend. Es gab früher mal Spielekonsolen, ich muss zugeben, ich habe beim Vierundsechziger aufgehört zu spielen, es gab doch mal diesen Wettstreit zwischen der Wii und der Playstation. Die Playstation hatte eine viel bessere Grafik. Die Wii nicht. Dennoch hatte die Wii einen ziemlichen Erfolg, weil sie so Interaktivität sozusagen sehr unterstrichen hat und eigentlich viel schlechtere Grafik. Ich kann das nicht beurteilen, was das Ende der Fahnenstange von toller Grafik da gerade ist. Jedoch das, was ich gesehen habe, fand ich sehr beeindruckend. Wirklich sehr beeindruckend. Weil es so … ich war halt drinnen (lacht). Total verrückt.

Mario Stahl: Das ist genau der Punkt. Ich habe dir vorher Videos gezeigt. Man sieht sich das an und denkt, ja, ist cool und sieht schön aus. Man kann sich das irgendwie vorstellen. Diesen Effekt, wie cool das ist, das merkt man erst, wenn man es … ich könnte einen Zwei-Stunden-Vortrag über VR halten, ich könnte ein Fünf-Stunden-Video zeigen. Wenn du drei Minuten die Brille aufgehabt hast, ist es was völlig anderes, finde ich.

Oliver Ratajczak: Du hast mir wahrscheinlich fünf Stunden vorher davon erzählt (lacht). Nein Quatsch… schon einige Zeiten, wir haben uns ein paar Mal drüber unterhalten. Ich habe gesagt, ja, ich muss mir das mal angucken. Ja, ja. Jetzt habe ich es gesehen. Ich bin beeindruckt. Ich bin jetzt kein VR Fan, glaube jedoch, ich schaue mir das Ganze mal näher an. Mir wurde schlagartig klar, was es da für Möglichkeiten gibt. Diese Möglichkeit, diesen Kugelschreiber selbst zusammen zu bauen, das ist ja kein Selbstzweck. Das ist eine Anwendung, die habt ihr entwickelt. Die läuft auf dieser Brille. Die dient sozusagen dazu, um Standbesucher auf einer Messe von dieser Technologie beeindrucken zu können, sage ich mal. Oder?

Mario Stahl: Zum Beispiel. Ich bin selbst ebenfalls im Marketing und Vertrieb tätig. Das Schöne ist, dass ich dieses Werkzeug Virtual Reality nutzen kann, um gewisse Prozesse anzustoßen. In dem Moment, wo jemand diese Anwendung durchlebt hat, die Brille absetzt, hat der ein Lächeln im Gesicht. Das heißt, ich habe eine ganz andere emotionale Ausgangssituation für das Gespräch, was dann folgt. Das ist total dankbar. Jetzt überleg mal, wie viele Stände besuchst du vielleicht auf einer Messe? Wie viele Gespräche hast du auf einer Messe? Fünfzig Gespräche am Tag. Am Ende des Tages hast du eine ganze Tasche voller Visitenkarten und dann versuch dich mal an jedes einzelne Gespräch zu erinnern. Das heißt, man ist permanent auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen. Man versucht permanent im Gedächtnis zu bleiben. Ich hatte letztens den Fall, eine Visitenkarte ist irgendwo verschütt gegangen, die hatte ich wieder in der Hand und dachte, habe ich dem eigentlich geschrieben. Ich habe nachgeschaut und gesehen, ich habe dem noch gar keine E-Mail geschrieben. Die Messe war im Januar. Das war schon eine ganze Zeit her. Rufe an und stelle mich vor, ja, Mario Stahl. Keine Ahnung wer das ist. Ich sage, Firma Senselab. Sagt er, keine Ahnung, wer das ist. Ich sage, vielleicht erinnern sie sich, sie haben bei uns am Stand einen Kugelschreiber zusammengebaut. Ach, Herr Stahl, wie geht es (lacht). So macht Vertrieb einfach Spaß. Das macht total Spaß, dass die Leute diesen Erinnerungseffekt und diesen Erinnerungscharakter haben.

Oliver Ratajczak: Ihr habt das extrem chic aufgebaut, muss ich sagen. Man steht zwischen diesen ganzen Maschinen, die wirklich sehr detailliert sind und sich einfach benutzen lassen. Am Ende, wenn ich die Schrumpfmaschine benutze, der Kugelschreiber klein ist, ich die Maske abnehme und dann standst du da genau mit diesem Kugelschreiber mit derselben Gravierung. Der war so was von Detailgetreu. Ich habe ihn sofort wiedererkannt. Das war ein schöner Effekt. Wenn ich mir dann vorstelle, wie viel Geld wird in Messestände da draußen investiert, wo dann im Zweifelsfall die Leute gerade den Messestand bewachen müssen, in Anführungsstrichen, die gerade nicht beim Kunden sind, die gerade nicht im Projekt sind, die dazu teilweise gar keinen Bock haben, die Headset aufhaben, telefonieren, mit dem Rücken zum Gang stehen, auf dem iPad spielen. Erlebe ich alles. Wenn man das Geld für so einen Messestand investiert, warum nicht mal so was machen? Sagen, guck mal, komm mal vorbei. Wir zeigen dir, was, das glaubst du nicht. Dann hat man vielleicht so einen emotionalen Trigger, mit dem man die Leute nachher noch besser packen kann.

Mario Stahl: Das Schöne ist ebenfalls, dass es komplett branchenunabhängig ist. Ich sage mal, von der Versicherung, die ja, ohne jetzt jemandem zu nahe zu treten, vielleicht Themen hat, die man nicht unbedingt bildlich darstellen kann, bis hin zu einem Maschinenbauer, wo man die Verbindung vielleicht eher sieht, gibt es einfach ganz viele Möglichkeiten, das abzubilden. Eine Geschichte zu schaffen, die die Leute packt und mitreißt und die sie mit nach Hause nehmen. Dass man ein Erlebnis schafft, das ist das Schöne.

Geschichten müssen erzählt werden – auch in VR

Oliver Ratajczak: Du sagst ja, genau, Geschichten erzählen, Emotionen wecken. Wenn ich mir vorstelle, auf solchen Baumessen, was da manchmal für Maschinen hin und herbewegt werden. Die kommen im Zweifelsfall aus dem Stuttgarter Raum, wo irgendwie viele Maschinenbauer stehen. Die schaffen tonnenschwere Maschinen irgendwo in eine Messehalle. Gibt es das schon, dass irgend so ein großer Messebauer hingeht und sagt, wir lassen das dieses Jahr. Wir machen einen großen Stand nur mit VR mit ganz vielen Brillen und wir zeigen unsere Maschinen virtuell. Weißt du das?

Mario Stahl: Wir haben gemeinschaftlich mit der Vion dieses Jahr bei der Bauma, das ist eine große Messe in München, eine große Baumaschinenmesse, einen Multiuser-Stand gebaut. Da musst du dir vorstellen, da gab es zwei Stationen mit einer Rüttelplatte am Boden, mit Ventilatoren. Vier Leute konnten gleichzeitig über die Baustelle der Zukunft laufen. Da war es dann so, dass innerhalb dieser Anwendung verschiedene Anbieter Sachen präsentiert haben. Uvex zum Beispiel. Du warst in einem Uvex Raum, da wurden Videos von Uvex gezeigt. Dann konntest du den Uvex Helm aufsetzen. Das war so die erste Station. Bevor du auf die Baustelle gehst, musst du erst mal den Helm aufsetzen. Dass es das komplett ersetzt, das sehe ich nicht in den nächsten zwei, drei Jahren. Das ist nicht. Es gibt jedoch definitiv Bestrebungen. Genau das, was du beschreibst, dieser Aufwand, einen Messestand immer wieder neu, man fängt eigentlich immer wieder bei null an, man muss immer wieder die Sachen hin transportieren. Wenn ich es einmal in VR abgebildet habe, kann ich es vielleicht mal leicht verändern, ich habe es jedoch einmal fertig und kann es portieren.

Oliver Ratajczak: In VR abgebildet heißt jetzt sozusagen, 3D Model im Computer, in der virtuellen Realität steht dann die Maschine da. Die ist einmal modelliert worden sozusagen und dann könnte man sie sehen, anfassen, benutzen. Oder wie muss ich mir das modellieren vorstellen?

Mario Stahl: Ja, es gibt verschiedene Herangehensweisen. Wir können, ich sage mal, vom Scratch an, das, was du jetzt gesehen hast, die Anwendung, die wir gesehen haben, die war komplett fiktiv. Das heißt, man hat mit Stift und Papier das Ganze einmal erstellt. Andere Möglichkeiten, gerade im Maschinenbau, sind, dass wir CRD Daten bekommen. Die schmeißt man in den Converter. Dann gibt es immer noch ein bisschen Handarbeit, was da gemacht werden muss. Dann habe ich jedoch erst mal nur ein 3D Model. Das muss ich noch anpinseln. Da kommen Texturen drauf. Dann ist die Frage, welche Interaktionen möchte ich denn damit machen. Wie viele Interaktionen, wie viele Animationen habe ich an dieser Maschine. Wenn wir es aus marketingtechnischer Sicht betrachten, ist es nicht damit getan, dass ich nur die Maschine irgendwo in VR abgebildet habe. Da muss irgendwas mit der Maschine passieren. Da muss ich irgendwas damit machen.

Oliver Ratajczak: Die Geschichte.

Was mit VR alles möglich ist

Mario Stahl: Genau. Die Geschichte. Das ist das Wichtige. Es gibt große Firmen mit großen Marketingabteilungen und die sind richtig gut was Print angeht, wie baue ich einen Messestand auf, was Web angeht, Videos, können die alles ganz toll. Dieses Mindset, was ist eigentlich mit Virtual Reality möglich, da stehen viele einfach noch am Anfang.

Oliver Ratajczak: Die Technologie ist noch nicht so weit. Du hast gesagt, hätten wir uns vor zwei Wochen oder ein paar Wochen getroffen, hättest du hier noch einen Riesenkokolores machen müssen, damit ich dieses Erlebnis habe, was ich jetzt gerade hatte. Defacto hattest du ein kleines Handtäschchen dabei. Da ist die Brille drinnen, zwei Controller. Du hast die gestartet, ich habe sie aufgesetzt, wir haben es kurz eingerichtet und los ging es.

Mario Stahl: Ja.

Oliver Ratajczak: Das fand ich sehr beeindruckend. Ich glaube, da wird noch eine ganze Menge kommen. Das ist ja Konsumertechnik. Diese Brille kann man einfach kaufen. Jeder kann die kaufen.

Mario Stahl: Die Brille ist von Oculus. Da steckt Facebook hinter. Die wollen in den Konsumermarkt und verkaufen es gerade als Spielekonsole. Kann man ganz klar sagen. Die gehen mit 450 Euro in den Markt rein und im B2B-Bereich ist das natürlich ein sehr erschwinglicher Preis.

Oliver Ratajczak: Ja, klar, wenn ich mir angucke, was ein Messestand so kostet. Die Frage ist halt, wie viele Brillen bräuchte man da. Naja gut, zur Not hat man dann zehn, was wahrscheinlich eine ganze Menge ist. Man könnte damit wahrscheinlich eine Menge Besucher sehr beeindrucken in relativ kurzer Zeit auf so einem Stand.

Mario Stahl: Die Frage ist ja, wen möchte ich damit beeindrucken. Vielleicht mache ich das dann nur für ein spezielles Klientel. Wenn ich jetzt einen Riesenbildschirm aufbaue und biete ein Virtual Reality Spiel an auf einer Fachmesse, dann habe ich vielleicht auf einmal nur noch spielende Studenten dastehen. Dann sollte man schon sich sehr gut mit auseinandersetzen und schauen, was möchte ich erreichen, wen möchte ich ansprechen und wen führe ich letztendlich dazu. Das Tolle ist, dass ich es steuern kann. Ich kann es steuern, wen setze ich jetzt in VR und wen nicht.

Oliver Ratajczak: Du sozusagen als Standbesatzung, könnte ich mir jetzt vorstellen, siehst im Zweifelsfall ebenfalls, was ich sehe, wenn ich die Brille aufhabe. Da gibt es Techniken?

Mario Stahl: Ja. Wir können die Oculus Quest mit einem Tablett koppeln. Das bedeutet, ich sehe zum einen das, was die Person in VR sieht. Das ist sehr hilfreich. Wenn ich klassischer Weise einen Laptop oder einen Hochleistungsrechner habe, sehe ich es eher auf dem Bildschirm. In der Brille sehe ich es nicht, weil ich keinen Computer dran habe. Das heißt, wir koppeln das Ganze mit einem Tablett. Ich habe ebenfalls Interaktionsmöglichkeiten. Wie man sich das vorstellt, wir haben für die Oculus Go, das ist eine 360-Grad-Brille, dann haben wir ein Tablet drangekoppelt und eine Anwendung gemacht, da geht es um Bewerbungstrainings für Schulen. Dass Schüler ein Bewerbungstraining machen. Der eine Schüler sieht die ganzen Fragen, kann eine Frage auswählen und der in der Anwendung muss die dann beantworten.

Oliver Ratajczak: Ja, gut, das hätte man ja fast noch ohne Brille machen können.

Mario Stahl: Ja (lacht). Das Ganze ist dann 360 Grad videogestützt.

Sind normale Messen noch zeitgemäß?

Oliver Ratajczak: Finde ich total faszinierend, sich da mal Gedanken drum zu machen. Lieber Hörer, wenn du das noch nicht gemacht hast oder wenn du sagst, ja, ich habe so ein 360-Grad-Video schon mal gesehen, schau dir mal so eine VR Anwendung an. Ruf mal den Mario an und lass dir diese Brille aufsetzen. Mich hat es geflasht. Auf alle Fälle, wenn ich noch mal über diese Messe nachdenke, angenommen in ein paar Jahren vielleicht, der Messebauer aus Stuttgart schleppt nicht mehr seine tonnenschweren Maschinen dahin, sondern macht das Ganze virtuell, lädt die Leute ein, gibt ein schönes Catering und ab und zu gibt es eine Brille auf und dann weiß man, worüber man redet. Vielleicht über eine bestimmte Geschichte. Wenn dem so ist, frage ich mich fast, dann braucht man doch gar keine Messen mehr, oder? Höchstens als physische Begegnungsstätte für die Menschen. Prinzipiell könnte man dann sagen, lieber Kunde, du willst die Maschine mal kurz sehen, nimm doch deine Oculus Quest, die du sowieso gerade Zuhause hast, keine Ahnung, lade eine App runter oder wie das funktioniert und schaue dir die Maschine mal so an oder ich begleite dich dabei durch. Das würde ja noch ganz andere Möglichkeiten, also rein virtuell.

Mario Stahl: Das Thema virtuelle Messe ist auf jeden Fall ein Thema. Da wird sich, glaube ich, einiges in nächster Zeit tun. Ganz klar.

Oliver Ratajczak: Es gab immer mal wieder Versuche. Das war alles ein bisschen krampfig. Ich habe da bis jetzt noch nichts erlebt, wo ich sage, Halleluja. Ich kenne jedoch keinen, der so richtig sagt, Halleluja, es ist wieder Messe, es ist so schön in diesen stickigen Hallen, mit da durchzubewegen. Vielleicht bringt die Zukunft noch was. Die Firma, bei der du arbeitest, Senselab.io, hast du gerade gesagt, ihr baut solche Anwendungen. Solche Geschichten entwickelt ihr für eure Kunden, die dann im virtuellen Raum ablaufen können. Ist das das, was ihr tut?

Wer möchte VR mal ausprobieren?

Mario Stahl: Unter anderem. Man muss sich vorstellen, ich habe zwei Arten von Interessenten. Die einen möchten VR mal ausprobieren. Die haben noch gar keine Berührung damit. Die fangen vielleicht erst mal mit einem Workshop an. Das heißt, man macht einen Workshop, das kann VR an Nutzen für das Unternehmen bringen. Je nach Kunde kann es sein, dass man durch verschiedene Abteilungen durchgeht. Der eine sagt, wir hätten vielleicht gerne eine Brandschutzübung. Der andere sagt, wir hätten gerne ein Trainingsszenario für die und die Maschine. Oder wir können für die nächste Messe was machen. Die anderen, die haben bereits einen konkreten Fall. Die wissen, irgendwie möchten wir da was machen. Ich habe zum Beispiel hier einen Motor und ich möchte verschiedene Störfälle simulieren. Einen Motor jedes Mal kaputt zu machen, ist relativ schwierig. Oder meine Auszubildenden kommen erst im dritten Lehrjahr überhaupt mal an die Maschine, weil die so gefährlich ist. Immer dann, wenn es gefährlich ist, wenn viele Kosten verursacht werden, dann können wir mit Virtual Reality was abbilden, was nicht das Praxistraining ersetzt, was jedoch einfach eine tolle Ergänzung ist zu dem, was wir heute haben. Das, was wir heute haben, sind Videos. Über Videos geht nichts hinaus. Da sind wir die Schnittstelle zwischen Videos und Praxis. Da sind wir erst mal beratend tätig. Dann haben wir ein Konzept. Dieses Konzept brauchen wir, um ein Angebot zu machen. Das heißt, es müssen gewisse Fragen geklärt sein. So, wie ich das gerade beschrieben habe. Wir kriegen vielleicht die CAD Daten. Die müssen wir mal sichten und unterschreibt erst ein NDA, damit wir die kriegen können. Wenn wir genug Informationen haben, können wir ein Angebot für die Anwendung schreiben. Die Entwicklung läuft dann iterativ. Also mit dem Kunden. Sofern der das wünscht, wird der in gewissen Abständen ins Testen miteingebunden. Wir legen nicht am Anfang fest, der Button wird auf jeden Fall oben links in der Ecke sein und dann kriegt der Kunde nach drei, vier Monaten vielleicht eine fertige Anwendung vor den Latz, die er gar nicht braucht. Sondern, wir erzeugen eine sehr hohe Kundenzufriedenheit dadurch, dass wir den Kunden immer wieder mit ins Boot holen und der ausprobieren und testen kann.

Oliver Ratajczak: Und die Maschinen dann im Zweifelsfall weiter verfeinert werden oder dann noch ein Detail oder noch eine andere Funktion. Oder wie muss ich mir das vorstellen?

Mario Stahl: Ja. Das ganzheitliche Betrachten ist ja immer wichtig. Die erste Frage, die man stellt, ist, wo möchte ich das einsetzen und welches Ziel hat die Anwendung. Da fängt beim Gegenüber oft das Nachdenken an. Der wollte ja nur eine Anwendung haben. Jetzt muss er sich überlegen, wofür brauche ich die eigentlich. Gerade der didaktische Rahmen ist sehr wichtig. Es ist was anderes, ob ich eine Präsenzschulung habe oder ob ich eine Schulklasse vor mir sitzen habe. Also wo das Ganze stattfindet. Welche Räumlichkeiten. Möchte ich einen Raum haben, wo ich zeitlich unabhängig einfach nur eine Brille reinlege und jeder mal reinschauen kann und es trainieren, schulen kann. Oder die Anwendung, die du heute gemacht hast, da habe ich dich durch begleitet. Ich habe dir immer gesagt, mach mal dies, mach mal das, schau mal nach da.

Oliver Ratajczak: Obwohl da ebenfalls so Displays waren, die mir das prinzipiell erklärt hätten.

Mario Stahl: Genau. Mein Anspruch dabei ist, wenn wir die Messesituation haben, dass ich bei meinem Kunden bin. Ich möchte bei meinem Kunden sein. Ich möchte den da durchführen. Ich möchte, dass der den Erfolg hat, dass der das Erlebnis hat. Da möchte ich einfach nah dran sein. Ich könnte das Ganze so bauen, dass ein Avatar aufpoppt. Hallo, ich bin der Roboter so und so. Ich führe dich durch diese ganze Welt durch. Dann bin ich nur dafür da, den Leuten die Brille abzunehmen und die Brille aufzusetzen.

Fließender Übergang zwischen VR und Realität

Oliver Ratajczak: Das ist genau das falsch verstandene Kundenbeziehungsmanagement, was ich da draußen immer erlebe. Möglichst wenig mit dem Kunden zu tun haben und möglichst viel automatisieren. Das würde ich nicht tun. Ich fand das sehr angenehm, dass du mich da durchgeführt hast. Du hast gesagt, schau doch mal, ist da irgendwo ein blaues Rohr. Nimm doch mal das Rohr, das ist jetzt die Miene. Füll die mal mit Tinte und so. Das war schon gut. Und allein der Effekt nachher, als ich die Brille abgenommen habe und du mir genau diesen Kugelschreiber hingehalten hast und mir den geschenkt hast, habe ich gedacht, das zündet. Das kann ich mir wirklich vorstellen, dass da der potenzielle Kunde oder Interessent zumindest noch Monate später weiß, ach die waren das, wenn man anruft. Finde ich total spannend. Du hattest gerade noch was von dieser Baumaschinenmesse erzählt. Da hast du was von Ventilatoren und Rüttelplatten erzählt. Wie muss ich mir das vorstellen? Da wird man noch durchgerüttelt.

Mario Stahl: Ja. Da war es so, zwischen den verschiedenen Räumen ist man Fahrstuhl gefahren oder mit einem Kran hochgeflogen werden. Es gab einen Teil dieser Fläche, der war dann markiert, das heißt, ich bin in den Fahrstuhl gelaufen und da bin ich auf eine Rüttelplatte gestiegen. Wenn dann der Fahrstuhl losging, starteten die Ventilatoren und die Rüttelplatte, um das ganze Erlebnis einfach noch mal, ja, jetzt kannst du sagen, es ist 4D oder einfach das noch mal zu unterstützen.

Oliver Ratajczak: Das ist noch mal eine Nummer drauf. Ich meine, allein nur mit den beiden Controllern und dieser Maske war ich ja schon so was von drinnen. Das war ja krass. Wenn ich mir jetzt noch vorgestellt hätte, ich fahre dann mit dem Aufzug und der wackelt. Wir wollen mal nicht übertreiben. Das ist schon krass (lacht). Leute, ihr merkt vielleicht, ich bin etwas aus dem Häuschen. Ist noch nicht mal gespielt. Ich fand es wirklich total toll. Ich glaube, da kommt eine Menge auf uns zu und der Zug fängt gerade an, so richtig zu rollen. Facebook schiebt dieses Ding in den Markt. Wie das immer so ist. Entweder läuft es über Pornografie oder über Spiele, dass irgendwelche neuen Technologien in die Menschheit kommen (lacht). Probiert es aus. Guckt euch das Ganze mal an. Mario, mir hat es total Spaß gemacht, mit dir zu reden. Du hast doch bestimmt noch irgendwas, was du den Hörern sagen willst. Wo finden die mehr über dich? Wo können die sich mal informieren?

Mario Stahl: Genau. Da wird es einen Link geben mit einem Video, ebenfalls von der Anwendung. Dass man ein Bild davon kriegt, worüber wir eigentlich die ganze Zeit gesprochen haben. Da sind Kontaktdaten von mir hinterlegt. Also unter senselab.io/de/vr-als-kundenmagnet finden wir alle Informationen. Ich freue mich, wenn … ich habe Spaß daran, Leute zu begeistern. Deshalb freue ich mich ebenfalls, dass du so begeistert vor mir sitzt. Das macht den Job sehr cool, ja.

Oliver Ratajczak: Ja. Und das ist noch nicht mal gespielt. Du hast mir vor Monaten davon erzählt. Da kommt was, das wird super. Ich habe gedacht, komm, mein ganzes Büro hier verbasteln, da habe ich keine Lust drauf. Das kleine Handtäschchen hat mich sehr beeindruckt (lacht). Ich glaube und ich bin fest davon überzeugt, da kommt eine Menge. Die URL, die du genannt hast, werde ich auf alle Fälle in den Shownotes verlinken. Leute, schaut euch das mal an. Das ist nur ein Video und das hat nichts mit diesem VR Eindruck zu tun, den ihr dann wirklich in der Maske habt. Echt nichts. Ich habe das Video vorher gesehen, ich habe die Bilder gesehen, habe gesagt, ja, sieht nett aus, kann ich mir vorstellen. Dieses Ding aufzuhaben, war noch mal … ich werde mich damit jetzt mal beschäftigen und wünsche euch noch einen schönen Tag. Und dir, Mario, danke.

Mario Stahl: Ja. Ich danke dir. Vielen Dank fürs Zuhören an alle deine Zuhörer.

Oliver Ratajczak: An deine Zuhörer.

Mario Stahl: Ja (lacht). Also bis bald. Danke dir. Tschüss.

Oliver Ratajczak: Ciao.

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