Ein ernstes Wort über Führung...

In dieser Folge gehe ich der Frage nach, warum es in manchen Unternehmen nicht so gut läuft, wie es eigentlich laufen könnte. Unter anderem spreche ich über Wertschätzung, Druck von Oben, Mitarbeiterführung, Druck weitergeben oder abpuffern, Freiraum zum Arbeiten, Hemmschuh der Produktivität, Stress, Hetzten von Meeting zu Meeting, CC-Mailkaskaden, die Fahne im Wind, Stromberg, Zeit für Wertschätzung, Open-Door-Policy, der Mensch hinter der Mitarbeiternummer, große Mitarbeiterveranstaltungen, kleine Gesten und Führung.

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Diese Folge zum Nachlesen

Hallo, schön, dass du wieder dabei bist! Wundere dich nicht, dass es hier ein bisschen rauscht, ich bin hier an der Nordsee, im guten nahen Holland sozusagen und laufe hier ein bisschen auf und ab. Warum mache ich das? Ich habe euch ja schon einmal erzählt, dass ich als Sparringspartner für Führungskräfte arbeite und ganz gerne beginne ich so eine neue Zusammenarbeit mit einer Art Wandertag.

Strategiewandern am Meer

Hört sich ein bisschen doof an, erinnert vielleicht ein bisschen an die Schule, bedeutet aber eigentlich nur, dass man sich mal ein, zwei Tage rausnimmt, komplett, an einen anderen Ort geht, an dem man vielleicht sonst nicht so ist oder nicht so viel Zeit hat. Ich mache es ganz gern im Ruhrtal bei uns, wandern sozusagen um den See, da an der Ruhr entlang, um dabei unter vier Augen einfach mal mit der Führungskraft zu sprechen. Oder gerne hier eben an einem sehr schönen Örtchen in Holland am Meer. Dann nehme ich euch jetzt einfach mal somit, dann wandern wir den Strand entlang und hoffe, ihr hört ein bisschen was von mir. Also, ich hatte da nämlich die Gelegenheit, einen, nein sogar zwei Tage eher anzureisen und habe alles vorbereitet und jetzt nehme ich mal diesen Podcast auf und werden dann nachher den Tag noch ausklingen lassen. Also, die Frage war ja, warum läuft das Unternehmen nicht so gut, wie es laufen könnte? Und nach meiner Erkenntnis sage ich mal die letzten 18 Jahre, ich habe diverse Unternehmen von innen gesehen, gibt es da einen Punkt, der ziemlich entscheidend ist.

Wertschätzung den Mitarbeitern und Mitmenschen gegenüber

Und ich persönlich glaube, es ist die oft geringe Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber. Jetzt sagst du natürlich ja, wie, wie, was, Wertschätzung, na klar! Gehen wir mal davon aus, du bist jetzt Bereichsleiter, Abteilungsleiter oder Teamleiter und im Zweifelsfall sagst du dann so etwas wie: “Na ja, der Ratajczak hat gut reden, ich kriege hier den ganzen Tag Druck von oben, den muss ich halt einfach nach unten weitergeben!” Tja, ich kann da nur sagen, ich habe leichtes Reden natürlich, weil ich habe ja gar keinen Chef beziehungsweise bin ich der selbst, ich bin ja selbstständig, deswegen habe ich damit ja überhaupt gar keine Probleme, mit Druck von oben. Oder, wie ein Kollege vor kurzem sagte, ja, wir haben ja auch Druck, selbst als Selbstständige, in der Zusammenarbeit mit den Kunden. Genau, jeder hat irgendwie Druck und da muss man halt gucken, wie man den kanalisiert sozusagen, gibt man den an seine Dienstleister weiter, ähnliches Verhältnis wie vielleicht mit seinen Mitarbeitern, aber hier soll es eben um die Mitarbeiter gehen. Also, gehen wir davon, zum Beispiel Bereichsleiter, Abteilungsleiter und Teamleiter die sagen, ich kriege Druck von oben, ich muss ihn ja irgendwie weitergeben. Aber, das ist nicht die einzige Möglichkeit, es gibt da irgendwie noch ein paar mehr. Also ich sage mal zwei, drei. Also erstens Druck weitergeben, das Zweite ist, du könntest den Druck abpuffern, von denen Mitarbeitern fernhalten. Das ist nicht auf Dauer ein bisschen anstrengend, macht aber Sinn, weil du dann denen eventuell den Freiraum gewährst sozusagen, freier zu arbeiten, bestimmter zu arbeiten an bestimmten Themen und einfach effizienter zu werden. Weil Druck hemmt häufig langfristige Produktivität. Ja, mit Druck kann man Produktivitätsspitzen sozusagen manchmal hinbekommen oder diesen Lücken ausgleichen, das kann sein, aber langfristig sollte das keine Strategie sein. Und Drittens gibt es natürlich auch noch eine andere Chance, ich meine, du kannst dich einfach auch selbstständig machen, wenn du der Typ dafür bist.

Wie umgehen mit dem Druck von Oben?

Aber, gehen wir mal davon aus, also das, was ich oft beobachte ist, dass der Druck einfach weitergegeben wird. Die Zentrale macht eine Ansage, darunter der Bereichsleiter gibt den Druck an seine Abteilungsleiter weiter, die an die Teamleiter und die Teamleiter an das Team. Und das Problem ist, das führt zu Stress. Bei dir, bei allen Hierarchiestufen und ein bisschen unter den Mitarbeitern. Die hetzen dann sozusagen von Meeting zu Meeting, die müssen dauernd irgendwelche E-Mails abarbeiten, wo Leute in CC gesetzt werden und das Ganze führt einfach zu Extremstress. Manche nennen das sozusagen auch das Hamsterrad, man kommt zur Arbeit und es ist schon wieder extrem viel zu tun, man hatte heute irgendwie acht Meetings im Kalender, die jeweils eine Stunde dauern, der Tag ist voll, den ganzen Tag kommen E-Mails, das wird alles nicht besser. Tja, das Blöde am Hamsterrad ist, dass man einfach selten Zeit findet, um mal einen klaren Gedanken zu fassen, weil man von Deadline zu Deadline hetzt. Und nicht nur du, sondern auch deine Mitarbeiter. Also, eine sehr weise Frau sagte mal zu mir, wenn du es eilig hast, dann gehe langsam. Ich habe das damals überhaupt nicht verstanden, weil ich war wieder kurz vor irgendeiner Deadline, Deadline ist der so ein schönes Wort, Deadline, die Todes-Linie, das ist schon eigentlich eine krasse Bedeutung, weil man sich das so vor Augen hält, oh, wir müssen das einhalten, die Berichtszahlen müssen noch wegen der Deadline, na ja. Wichtig ist, denke doch mal darüber fragt, ob du dich nicht einfach mal ein bis zwei Tage irgendwie aus dem Tagesgeschäft herausnehmen kannst. Einfach mal so wie das jetzt gerade mal, ich bin extra zwei Tage eher angereist, den Strand entlang gehen kann, dir auch ein bisschen den Wind um die Nase pusten lässt und einfach mal nachdenkt, ohne E-Mail, ohne Handy, dass dauernd stellt, sondern einfach mal ein, zwei Tage herausnehmen. Das kann sehr hilfreich sein. Also noch einmal zurück zur Wertschätzung. Kennst du Stromberg? Ich habe mir vor kurzem noch mal ein paar Folgen angeschaut. Und ich hatte am Anfang echt viel Spaß, weil der Typ, also Stromberg ist ja fachlich, wie soll ich sagen, er hat ja fachlich keine Ahnung, von Menschenführung irgendwie auch keine Ahnung und egal was er tut, er ist stets auf sich selbst bemüht. Also, immer auf sich selbst bedacht sozusagen, was habe ich davon, fragt er sich dauernd und ist dann immer die Fahne im Wind, schwenkt um und sorgt dafür, dass es ihm gut geht oder seine Fehler ausgebügelt werden. Ich hatte Zeit, ich habe mir ein paar Folgen davon angeschaut und ich muss sagen, nach wenigen Folgen ist mir manchmal das Lachen im Halse stecken geblieben, weil ich viele der Situationen bereits im wahren Leben in großen Unternehmen genauso beobachtet habe. Und so witzig wie es in der Serie klingt, so demotivierend ist es, wenn man die Mitarbeiter beobachte, die von so einer Führungskraft betroffen sind. Und eigentlich ist Stromberg gar nicht so der Lustige, Witzige, sondern eigentlich ein ziemlich armer Wicht, der kriegt dauert Druck von oben und versucht halt irgendwie zu verhindern das auffällt, dass er nicht so der fachlich Fähige ist und auch nicht so die Führungskompetenz hat und dann laviert er sich halt immer so durch.

Wertschätzung ist nicht kompliziert!

Also ich glaube, das ist grundfalsch, ich glaube man muss seinen Mitarbeitern und wie eigentlich allen Menschen mit denen man zu tun hat, Wertschätzung entgegenbringen. Und das ist auch nichts Komplizierteres, dafür braucht man auch kein großes Budget oder viel Zeit. Eigentlich ist es relativ simpel, man muss einfach nur, in Anführungsstrichen, ein offenes Ohr haben. Und damit meine ich ein wirklich offenes Ohr für die Belange seiner Mitarbeiter, nicht so was wie “meine Tür steht ja immer auf”, “jeder kann mich fragen, wenn er will oder sich traut”, nein ich meine wirklich einfach mal Kontakt zu den Mitarbeitern haben und öfter mal vorbeigehen, in der Kantine nicht so etwas fragen wie “Was nehmen Sie den heute, Menü A oder B?”, sondern vielleicht einfach mal ein bisschen links und rechts Fragen. Vielleicht mal gucken, was ist denn der Mensch dahinter, wie geht es dem, wie fühlt er sich, ist er nur gehetzt, wie ich im Zweifelsfalle, oder bewegt den gerade irgendetwas anderes, Privates. Das ist total wichtig, weil hinter den ganzen Mitarbeitern, die manchmal gefühlt von der Personalabteilung so als Mitarbeiter Nummer XY bezeichnet werden, habe ich so manchmal das Gefühl, stecken doch Menschen und die haben auch im Zweifelsfall Probleme, Gedanken. Und da ist es extrem wichtig, bei denen mal ein offenes Ohr zu haben und zu sagen guck mal, du hast ein Problem, komme zu mir, auch wenn es vielleicht nicht die Arbeit gerade betrifft, aber wenn du Probleme hast, sprich mich an, vielleicht kann ich dir helfen. Weil, ich bin auch nicht nur der Chef, ich bin zusätzlich auch noch ein Mensch und kenne eine ganze Menge Leute, vielleicht kenne ich irgendjemanden, der dir helfen kann, aus meinem Verein, aus meinem Club, aus meiner Straße, aus meiner Nachbarschaft, man weiß es nicht, jeder hat ja so sein Netzwerk. Also, habe ein offenes Ohr und frage doch einfach mal unter vier Augen nach dem Wohlbefinden. Und wenn du ein komisches Gefühl hast, bohre doch einfach mal nach, nicht im Sinne von “jetzt sag mal!” à la Stromberg, sondern frage einfach mal nach. Und solche schlechten Stimmungen, die hängen manchmal an einzelnen Personen, die vielleicht die Stimmung mit anderen Mitarbeitern vergiften, sag mal Mama, das ist ein böses Wort, aber die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern in Teams und in den Abteilungen ist halt ein sehr filigranes Konstrukt und da kann viel aus dem Gleichgewicht geraten. Ich sage mal, diese Verbesserungen der Zusammenarbeit auf Basis der besseren Kommunikation miteinander und eben auch des wertschätzenden Umgangs miteinander ist gar nicht Kompliziertes.

Es sind oft nicht die großen und teuren Dinge!

Da braucht man nicht immer ein großes Ding, so, ach, die Stimmung in unserer Abteilung ist schlecht, wir müssen mal wieder ein großes Sommerfest machen. Ja, ein Sommerfest könnt ihr machen, aber, das hilft halt nicht. Also nur weil man meint, man hat jetzt X-tausend Euro in Grillwürstchen und einen Event investiert, ist dadurch ja die Stimmung am nächsten Tag nicht besser. Sondern häufig sind es die kontinuierlich investierten Dinge, also das wirklich wertschätzende Miteinander und nicht “Wir machen mal eine große Party, wir fahren mal allesamt für zwei Tage in den Wald und bauen da eine Brücke, damit man gemeinsam sieht, dass man als Team/” und so, das ist es gerne. Also einfach interessiert das Zuhören. Ich finde offene Kommunikation, nicht um den offenen Brei herumreden, wenn man ein Problem hat, kann man das auch ansprechen. Natürlich darf man dabei niemanden bloßstellen, also unter vier Augen, aber da sollte man es klipp und klar ansprechen, keine Interpretationsmöglichkeiten lassen. Und es sind so die kleinen Gesten finde ich, die viel ausmachen und die ich oft beobachtet habe in Unternehmen, die einfach für eine gute Stimmung sorgen. So kleine Gesten wie eine handgeschriebene Geburtstagskarte. Jeder Chef weiß im Zweifelsfall wann seine Mitarbeiter Geburtstag haben und dann kann er ja mal eine Geburtstagskarte schreiben. Ich will jetzt nicht vom Blumenstrauß sprechen und nicht von Pralinen, wenn das im Budget drin ist und man das machen will, kann man das machen, aber bitte, bitte darauf achten, dass die Blumensträuße natürlich alle gleich sind und die Pralinengrößen auch nicht variieren, je nachdem wie lieb man den Mitarbeiter hat, sondern natürlich schön darauf achten, dass alles gleich ist, sonst kannst du so ziemlich in Missstimmung kommen. Aber, wichtig ist, auch mal an die kleinen Gesten zu denken. Ich habe so etwas mal erlebt, da hatte ein Kollege Geburtstag und dem Kollegen wurde gerade gratuliert von einem anderen Kollegen, ich saß daneben, deswegen habe ich das mitbekommen. Da kam der Chef rein und der bekam sozusagen mit, dass Kollege A dem Kollegen B zum Geburtstag gratuliert. Daraufhin sagte der Chef, Originalton, den habe ich heute noch im Ohr: “Ach, in solchen Sachen bin ich schlecht!”, und ging wieder raus. Dann habe ich mir gedacht, ja ist schön, dass du schlecht bist im Gratulieren, in was denn jetzt, in Gratulieren, in Höflichkeit, in sich einen Termin merken, in “Mist, ich habe mitbekommen, der hat Geburtstag, ich habe es vergessen, also schiebe ich es jetzt nach”, aber einfach zu gehen mit den Worten “Dabei bin ich schlecht!”, ist halt eine blöde Option. Das sind halt so die Kleinigkeiten, denkt da einfach mal darüber nach. Also, ich habe ja jetzt über das mittlere Management gesprochen.

Was kannst du als Chef tun?

Wenn du aber zum Beispiel jetzt ganz oben im Organigramm angesiedelt bist, und du sagst, Mensch, die sollen arbeiten und für so etwas wie Wertschätzung und so Kokolores haben wir einfach keine Zeit, weil wir müssen hier die Zahlen erreichen et cetera, meine Leute sollen einfach nur arbeiten, dann kann ich dir nur empfehlen, mal einfach innezuhalten. Nimm dich mal ein, zwei Tage heraus und denke darüber nach, ob der Druck, den du da weitergibst, die einzige Möglichkeit der Motivation ist, um deine Mitarbeiter zu motivieren oder zur Produktivität anzuregen, oder gibt es da nicht vielleicht andere Möglichkeiten? Und ich kann dir versprechen, es gibt da andere Möglichkeiten, die kosten nicht die Welt und Mitarbeiter, die sich wertgeschätzt fühlen, arbeiten sogar viel produktiver. Also, wenn du es aus der Warte braust sozusagen, dass du sagst, ich muss den Mitarbeitern jetzt nichts Gutes tun, die sollen arbeiten, weil die Produktivität muss stimmen, kann ich dir verraten, es gibt auch andere Mittel und Wege, die nicht viel Geld kosten, um Mitarbeiter zu motivieren und im Zweifelsfall produktiver zu arbeiten, weil die vielleicht sogar Spaß an der Arbeit haben. Und dazu kannst du mich einfach gerne mal ansprechen. Dazu habe ich nämlich einen virtuellen Kaffee eingerichtet, das gibt es ab und zu mal freitags, da habe ich ein paar Stunden freigehalten. Du gehst einfach auf www.ihre-kundenbrille.de/kaffee, und da kannst du dir einen Termin aussuchen, wir telefonieren dann einfach mal und ich gebe dir vielleicht ein paar Tipps. Keine Angst, die Kosten nichts. Also, ich freue mich, dass du mir soweit zugehört hast. Ich hoffe mal inständig, dass der Wind, der mir hier um die Ohren bläst, nicht allzu viel im Mikro hängen geblieben ist und du mich trotzdem verstehen konntest. Und ein Tipp noch, vergiss nicht:

Sei kein Stromberg!

Bis bald,

dein Oliver

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