Mitarbeitertraining in der virtuellen Realität (VR)

Im lockeren Gespräch über virtuelles Training bzw. Training in Virtueller Realität (VR), Sympathie beim (Ver-)kauf, Virtual Reality, 360-Grad-Video, Verkauftraining auf der Fläche, regelmäßiges Training in kurzen Intervallen, Interaktion mit dem Kunden auf der Fläche, digitaler Wandel, Wettbewerb zwischen Onlineshops und den Filialen im Einzelhandel.

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Der Inhalt dieser Folge

Oliver Ratajczak: Hallo. Schön, dass du wieder zuhörst. Heute eine weitere Folge aus der Reihe “auf einen Kaffee mit” und heute treffe ich mich mit jemandem, der wie ich daran arbeitet, dass man sich als Kunde wieder ein bisschen wohler oder willkommener fühlt. Er nutzt dazu sehr ungewöhnliche Trainingsmethoden, die er euch gleich selbst vorstellen wird. Ich treffe mich jetzt auf einen Kaffee mit Christian Arentz. Hallo Christian.

Christian Arentz: Hallo Oliver. Schön, dabei zu sein.

Oliver Ratajczak: Freut mich, dass du sofort zugesagt hast. Wir kennen uns gefühlt seit ein paar Jahren gefühlt, sind uns jetzt auf einer Konferenz physisch begegnet. Da sind wir ins Gespräch gekommen. Ich sagte, das müssen meine Hörer hören. Sag ein bisschen was zu dir. Wer bist du? Was machst du? Was ist deine Philosophie? Wie arbeitest du?

Christian Arentz: Ich komme aus der Kleinstadt Haltern am See. Ich habe lange beim Deutschen Fußballbund in der Trainerqualifizierung gearbeitet. Wir haben Projekte mitaufgebaut, um möglichst viele Trainer im Fußball flächendeckend auszubilden. Dann war ich drei Jahre bei der Edeka. Wir haben das Thema Service Excellence trainiert mit über 100 Märkten. Das Ganze zum Thema “Mensch willkommen bei Freunden”. Wie kann ich Mitarbeiter darin trainieren, dass sie sympathisch wirken und sind, dass meine Supermarkt-Kunden regelmäßig zu mir kommen und am liebsten nirgendwo anders mehr einkaufen gehen.

Oliver Ratajczak: Das ist eine große Herausforderung. Ich kenne verschiedene Supermärkte. Bei manchen würde man sich freuen, wenn man, wie bei Amazon, mit einem Gesicht auschecken könnte. Raus und weg. Es gibt in Bochum eine bestimmte Kassiererin in einem Supermarkt. Jeder lächelt, wenn er an ihr vorbeigeht. Sie macht mit jedem Spaß und ist lustig. Ich glaube, da ist eine ziemliche Bandbreite. Du hast die Leute trainiert?

Christian Arentz: Genau. Wir haben die Leute trainiert. Wir haben spannende Workshops gehabt. Tages-Workshops, wo es darum ging, zu erklären, was passiert im Kunden, wenn er dich wahrnimmt. Wir waren viel auf der Fläche und an den Kassen und haben mit den Leuten trainiert. Wir hatten Testkunden, um verschiedene Situationen durchzuspielen. Das kennst du vielleicht selbst. Alles, was du selbst erlebt hast, behältst du für dich und sammelst diese Erfahrung. Später kannst du ohne Training darauf zurückgreifen und es in dein Handlungsrepertoire übernehmen. Das hat super funktioniert. Wie du selbst gemerkt hast, gibt es eine riesige Bandbreite an Sympathie an der Kasse oder allgemein im Supermarkt. Wenn du eine Kassiererin gefunden hast, die du super findest, wo du Fan geworden bist, gehst du gerne dahin. Wenn du die beim Betreten des Supermarktes siehst, geht dein Herz auf, du freust dich und bist entspannter, als wenn du die Hektik bekommst, weil du merkst, an der Kasse gibt es stress, wird es nervig. Das war das Ziel dahinter. Waren ganz spannende Zeiten, was wir so erlebt haben. Jetzt geht es für uns darum, unser erlerntes Training ebenfalls aus der Trainersicht, in Virtual Reality zu übersetzen. Seit 2014 sind wir in diesem Bereich unterwegs und entwickeln mit Unternehmen zusammen Trainings in Virtual Reality oder mit 360 Grad Video. Damals war noch das Problem, dass du jeden besuchen musstest, überall vorbeifahren musstest für das Training. Jetzt kannst du das Training super auf die Brille bringen. Mit der neuen VR-Brille haben wir die Möglichkeit, es flächendeckend einzusetzen. Das heißt, jede Filiale bekommt ihr Brille oder Brillen und könnten über WLAN oder per USB die einzelnen Themen auf die Brille ziehen und so die Mitarbeiter häufiger in kurzen Intervallen trainieren und fortbilden, als wenn sie sagen, ich habe einen ganzen Trainingstag mit acht Stunden Training. Die Nachhaltigkeit von dem, was ich da alles an Input bekomme, ist fraglich. Wie viel setze ich davon später um.

Oliver Ratajczak: Du kommst aus dem Fußball. Ich glaube, da ist es genauso. Wenn man weiß, man muss dieses Jahr WM spielen, reicht es nicht aus, wenn einmal tüchtig vor zwei Jahren trainiert hat. Da geht es um regelmäßiges, häufiges Training. Genauso im Umgang mit dem Kunden.

Christian Arentz: Genau. Genauso im Umgang mit dem Kunden. Im Fußball sagt man, okay, du musst etwas 10.000 Mal gemacht haben, 10.000 Mal eine Technik trainiert haben, einen Trick ausprobiert haben, damit du ihn später im Spiel intuitiv anwenden kannst. Wenn du sagst, ich habe verschiedene Situationen mit meinem Kunden und durchlebe diese im Training nur einmal, setzt du davon sehr wenig um. Wenn du hast, wie mit unseren Konzepten, dass du täglich drei bis fünf Minuten auf der VA-Brille ein Trainingsthema erlebst, steigt die Nachhaltigkeit. Du hast eine viel höhere Wiederholungszahl. Das Ganze motiviert stärker, als ein Event Tag, wo ich mal ein Training mache. Ich habe jeden Tag die Chance, für mich einen wichtigen Impuls mitzunehmen und den vielleicht in meinem Arbeitsalltag direkt wiederzuerkennen und zu sehen, so eine Situation hatte ich kürzlich im Training auf der Brille und kann es jetzt anwenden. Das ist ein spannender Moment.

Oliver Ratajczak: Ich muss da einhaken. Wir quatschen direkt los. Uns ist das alles klar. Ich weiß nicht, ob jeder Hörer etwas mit VR etcetera anfangen kann. Noch mal kurz zurück. Es geht um virtuelle Welten. Es gibt diese etwas größeren, früher ganz klobigen Brillen, heute viel besser. Die setzt man sich auf und kann sich in einer 360 Grad Kugelwelt bewegen.

Christian Arentz: Genau. Virtual Reality ist spannend. Ich kann mit der Brille, wenn ich die trage, in eine neue Welt eintauchen. Das heißt, egal, wo ich gerade bin, umgibt mich diese neue, virtuelle Realität. Ich habe schnell den Eindruck, Teil dieser neuen Realität zu sein. Sie fühlt sich für mich real an. Mein Gehirn glaubt, das, was es sieht, sei real. Das hat viele Millionen Jahre funktioniert. Wenn ich auf der Brille Trainingsszenen sehe, die bei mir im Handel beispielsweise auf der Fläche spielen, als Betrachter glaube ich schnell, Teil dieser Handlung zu sein. Wenn es klug gemacht ist, dass die im 360 Grad Video agierenden Personen den Betrachter anschauen, mit anderen Mitteln ansprechen oder durch die Gestik ansprechen, hat man schnell das Gefühl, dort einzutauchen, Teil dieser Szenerie zu sein. Ich habe die Möglichkeit, das für mich sehr erlebbar zu haben und selbst das Gefühl zu haben, ich habe die Situation live erlebt, in Realität erlebt. Ich nehme dann in meinen Erfahrungsbereich eine ganze Menge mit.

Oliver Ratajczak: Leute, die Science-Fiction orientiert sind, sagen wahrscheinlich, klar, das ist so was wie ein Holo-Deck nur live und hier. Ich persönlich hatte damit noch nicht viele Berührungspunkte. Als wir uns trafen und du hast mir diese Brille aufgesetzt, habe ich gestaunt. Es ist witzig. Man setzt diese Brille auf, schaut rein und sieht eine Szenerie. Zum Beispiel, ein Kunde steht am Warenregal und räumt da etwas aus, findet etwas nicht, etcetera. Drehe ich meinen Kopf zur Seite, sehe ich die Szenerie ebenfalls, die sich neunzig Grad daneben abspielt. Ich kann mich völlig umdrehen. Das fand ich erstaunlich. Technisch ist es nicht mehr so kompliziert, wie vor ein paar Jahren.

Christian Arentz: Genau. Technisch ist es deutlich einfacher geworden. Vor Jahren haben wir noch mit vielen Kameras, mit einem Rag gedreht. Diese verschiedenen Videos, die man in alle Richtungen aufgenommen hat, musste man mühsam zusammenschneiden und synchronisieren. Von der Softwareseite ist es deutlich leichter geworden, diese verschiedenen Videos, die man aufgenommen hat, zusammen zu fügen. Es geht jetzt nicht mehr so stark um die Technikkomponente. Im Vordergrund ist eher, wie dieser Film gebaut sein muss, wie die Menschen agieren müssen, damit ich als Betrachter das Gefühl habe, Teil der Szenerie zu werden.

Oliver Ratajczak: Ich erinnere mich noch an IMAX. Das gab es in Bochum. Das war ein Kino mit unglaublichem 3D Erleben und einer riesigen Leinwand. Ich habe das ein paar Mal ausprobiert, fand den 3D-Effekt immer toll. Was ich vermisste waren die durchdachten Filme. Scheinbar war es damals sehr kompliziert und teuer, die zu drehen. Deswegen hat man Drehbücher genommen, deren Story von neun bis 99 gefühlt jedem gefällt. Deswegen hat es niemandem so richtig gefallen. Ich glaube, es ist wichtig, sich Gedanken um das Drehbuch zu machen. Was sieht man da? Wie kann man reagieren.

Christian Arentz: Genau. Das Drehbuch ist mit Sicherheit das Spannendste. Fachlich, didaktisch. Was soll im Training vorkommen? Was sind die Themen, die für uns relevant sind? Wie kriege ich einen Lernerfolg gesichert? Dann das Ganze auf die Technologie übertragen, wie so ein Film in 360 Grad wirken, da ich es deutlich komplexer als bei einem normalen Video durch die Kamera habe. Ich filme vielleicht eine Kundenszene und kann das nachher nett zusammenschneiden. Das geht bei 360 Grad nicht wirklich. Ich nehme alles drum herum mit auf. Nachher habe ich wenig Chancen, durch Schnitt etwas zu bewirken. Ich muss mir von vornherein Gedanken machen, wie soll der Film wirken, wie sollen die Protagonisten des Films wirken. Ich habe oft einen One-Shot, der einmal durchläuft. Das ist die Herausforderung. Vorher viel Konzeptionsarbeit.

Oliver Ratajczak: Spannend. Ich habe mit 14 angefangen zu fotografieren. Ich habe mich immer gefragt, wenn ich mir so viele Gedanken für ein Foto mache, ist Film die Königsdisziplin oder sind X Fotos pro Sekunde und so. Da hatte ich ziemlichen Respekt vor. Irgendwann fing ich an, 360 Grad Fotos zu machen. Es hat lange gedauert, bis ich begriffen hatte, wo ist der richtige Standort, damit die ganze Szenerie nicht langweilig wirkt. Viele Leute sagten, das ist toll, du könntest ein Panorama oben auf dem Funkturm machen oder so. Ich sagte, ja, was glaubt ihr, was da drauf ist. Neunzig Prozent blauer Himmel und so ein bisschen unten. Es muss abwechslungsreich sein. Deswegen glaube ich, es ist anspruchsvoll, das dann auch noch gefilmt, 3D und nicht weit entfernt, sondern man steht im Zweifelsfall vor jemandem, der einen was fragt. Finde ich…

Christian Arentz: Genau.

Oliver Ratajczak: Stellen wir uns vor, ich bin Unternehmer, habe hundert Filialen mit jeweils ungefähr 25 Mitarbeitern. Irgendwie habe ich das Gefühl oder vielleicht hat der Herr Rtajczak (also ich J ) das analysiert und festgestellt, so richtig funktioniert das mit deinen Mitarbeitern nicht. Du holst über Marketing eine ganze Menge Leute in deine Filialen, aber dann werden die etwas vergrätzt, weil manche Leute am Handy spielen oder sich vorm Kunden wegducken. Das heißt, ich muss etwas machen trainingsmäßig. Gehen wir mal davon aus. Dann kommen wir ins Gespräch und ich sage dir, Christian, ich habe ein Problem. Ich habe eine Menge Mitarbeiter auf der Fläche, ich würde die gerne schulen. Alle. Jeweils vier Wochen. Das geht aber nicht. Das ist nämlich zu teuer. Also müssen wir eine Alternative finden. Da ich von dir gehört habe, kommen wir ins Gespräch. Wie sähe denn so ein Prozess dann aus?

Christian Arentz: Der Prozess wäre, dass wir uns erst mal kennenlernen würden. Wir würden darüber sprechen, was du dir vorstellst, was du für eine Idee des Trainings hast oder welches Verhalten du dir bei deinen Mitarbeitern wünschst. Vielleicht kann man da schon einen Tipp geben, was schlauer wäre. Der nächste Schritt wäre, zu schauen, wie können wir das clever gestalten, dass wir sagen, wir drehen diese Filme einmal ab und kriegen es hin, dass jede Filiale, so machen wir es häufig mit unseren Kunden, eine Brille bekommt, auf der die Inhalte drauf sind. In der Filiale selbst ist ein Mitarbeiter quasi Brillenchef und dafür zuständig, dass die Brille geladen wird, dass sie funktioniert, dass er ebenfalls technisch weiß, wie startet die, wie mache ich einen Reset. Der auch seine Mitarbeiter ein Stück weit dafür begeistern kann, mit dieser Trainingsform zu arbeiten. Was wichtig ist, ist das Onboarding, dass die Mitarbeiter sich trauen, die Brille aufzusetzen, dass sie ihre ersten Erfolgserlebnisse damit sammeln, um mit der Technologie vertrauter zu werden. Wir kennen das alle. Wer seinen Großeltern das erste Mal ein Smartphone gibt, die werden erschrocken sein und sagen, das kriege ich nicht hin, ich lasse es lieber sein.

Oliver Ratajczak: Meinem Großvater, als er noch lebte, habe ich damals ein iPad geschenkt. Nach einer halben Stunde sagte er plötzlich, dann kann ich ja jetzt die Tageszeitung abmelden. Der hat relativ schnell die Tragweite erkannt.

Christian Arentz: Genau. So simpel funktioniert ebenfalls das Thema auf der Brille. Ich kann per Blick steuern und schnell auswählen, welche Trainings ich mir anschauen möchte. Grundsätzlich haben wir oft Leute, die erst mal durch die neue Technologie ein bisschen abgeschreckt sind. Und da gucken wir, dass wir im Onboarding-Prozess auf der emotionalen Ebene viel Vorleistung haben, dass die mit einer gewissen Motivation und Neugier da reinstarten, das ausprobieren und oft feststellen, das ist einfach, das bringt mir viel und macht vor allem eine Menge Spaß. Gerade bei den Inhalten, die wir konzipieren, versuchen wir die Leute stark anzusprechen. Wenn ich mir die ersten zwei, drei Videos angesehen und gemerkt habe, das fühlt sich gut an, ich erkenne für mich schnell eine Sympathie im Video und habe die Chance, mir jeden Tag drei bis fünf Minuten eine Szene, ein Video anzuschauen, das funktioniert für uns sehr gut.

Oliver Ratajczak: Okay.

Christian Arentz: Wir sind durchgerast. Was wir noch nicht gesagt haben, ist eigentlich, dass, wenn du der Unternehmer bist, wir zusammen erst mal das Drehbuch erstellen, bevor wir das Onboarding haben. Wir schauen, was sind die Themen für dich und überlegen, wie können wir das darstellen, wie können wir nachher messbar den Erfolg bewerten. Das ist ebenfalls ein ganz relevanter Punkt, dass wir vorher viel sprechen, gucken, dass wir mit der Konzeption und dem Drehbuch ganz nah mit dem Unternehmer oder internen Trainer der Unternehmen zusammenarbeiten, um zu schauen, dass wir eine möglichst hohe Qualität hinbekommen.

Oliver Ratajczak: Der interne Trainer kennt sozusagen die Knackpunkte von seinen Trainings.

Christian Arentz: Genau. Der kennt die Knackpunkte. Wir haben einen Kunden, der hat knapp über tausend Filialen. Da geht es stark drum, sich am internen Trainerhandbuch zu orientieren und nicht sagt, ich mache Thema Service Excellence für meine fünf, sechs Filialen. Die sind relativ durchgeplant vom Thema und wie das ablaufen soll. Was gut ist. Die sind auf ihre Produktpalette sehr spezifisch orientiert. Da ist die Vorarbeit deutlich aufwändiger als später das eigentliche Produzieren. Der Onboarding-Prozess geht relativ flott.

Oliver Ratajczak: Das ist sozusagen das Ausrollen in die Fläche, könnte man sich vorstellen.

Christian Arentz: Genau. Das Ausrollen in die Fläche, die Mitarbeiter mitzunehmen auf die Reise in die virtuelle Realität. Dass wir da keine Hürden aufbauen, ist ganz wichtig.

Oliver Ratajczak: Das ist im Augenblick, so, wie ich es verstanden habe, ein Film, den man sich anschaut. Oder gibt es da so etwas wie, Kunde stellt Frage und man kann sagen, ich gebe Antwort A oder B?

Christian Arentz: Man kann selbst auswählen, welche Antworten man gibt. Das kennt man aus dem normalen Videotraining ebenfalls. Dann habe ich einen Entscheidungsbaum, wähle eine der Antworten aus und es geht dann weiter. Bei uns ist es in vielen Fällen so, dass wir mit Perspektivwechseln arbeiten. Das heißt, wir haben den Kunden auf der Fläche. Wir haben den Berater auf der Fläche, der mit dem Kunden ins Gespräch kommen möchte. Als erstes haben wir diese Situation aus dritter Perspektive, dass ich einmal beobachten kann, wie geht der Berater auf den Kunden zu, wie spricht er ihn an, was löst das beim Kunden aus. Ich kann dann in den Kunden hineinspringen und in 360 Grad aus Sicht des Kunden erleben, wie sich das anfühlt, wenn der Berater mich anspricht. Worte, Gestik, Mimik, was löst das in mir aus. Ich kann dann in den Berater reinspringen und aus der Perspektive des Beraters einmal erleben, wo sehe ich vielleicht beim Kunden Zustimmung oder Abneigung in der Mimik oder in der Körpersprache. Ich habe die Möglichkeit, eine Situation aus drei Perspektiven zu erleben und für mich schnell mitzunehmen, so fühlt sich das gut an, das würde ich gerne erleben oder es hat sich gut angefühlt, zu erleben. Oder, wenn es ein Negativbeispiel der Kommunikation war, dass ich vielleicht in der Kundenperspektive schon erlebt habe, so möchte ich als Berater nicht wirken. Und wenn ich in den Berater gesprungen habe, merke, da erkenne ich die Abneigung des Kunden, der geht einen Schritt zurück, der hat klare Körperhaltung, dass er mit mir keinen Kontakt möchte. Wenn ich das einmal erlebt und für mich reflektiert habe, kann ich mein Verhalten darauf anpassen und für mich übernehmen, was dann häufig im Gespräch zielführend ist.

Oliver Ratajczak: Ich finde es super spannend. Es wird oft an der Schulung gespart. Es wird in alles Mögliche investiert und man braucht ein neues Kassensystem und Buchhaltung und IT-Systeme, aber der Mensch da draußen, also auf der Fläche oder der Mensch im Callcenter, erlebe ich immer wieder, dass da ziemlich viel eingespart wird. Man sagt natürlich, man trainiert die, jedoch muss es schnell und effizient gehen. Das ist eine ganz andere Methode, die viel besser wirken kann, als Frontalbeschallung von vorne oder vielleicht einen Tag lang etwas durchspielen, weil man eben häufiger kleine Episoden bekommt. Du hast es mir erzählt. Wir waren im Gespräch. Du hast gesagt, Oliver komm mal mit, ich zeige dir was. Ich habe diese Brille aufgesetzt, mir die Dinge in drei Perspektiven angeguckt und da hat es bei mir Klick gemacht. Ich sagte, lass uns mal dringend ein Podcast darüber machen, denn ich glaube, da geht eine Menge. Ich kann mir vorstellen, dass man damit eine Menge viel emotionaler schulen kann, als mit einem Tag im Jahr irgendwo.

Christian Arentz: Genau.

Oliver Ratajczak: Das finde ich cool, dass du dich mit den Thema Kundenorientierung etcetera, beschäftigst. Wie ist das bei dir persönlich? Hast du ein Erlebnis auf der Fläche als Kunde gehabt, wo du sagst, das hätte nicht sein müssen. Die hätten meine VR-Brille mal haben müssen.

Christian Arentz: Ja, ich denke, das hat jeder schon mal erlebt. Es ist immer die Frage, in welchem Moment man einen Berater oder Verkäufer erlebt. Gerade, wo es um das Thema digitaler Wandel geht, wo Unternehmen immer wieder vor dem Problem stehen, dass das Internet mir schneller das Produkt beschafft als der Verkäufer oder die Filiale. Ich persönlich erlebe häufiger, dass Unternehmen, die vorher sehr gefestigt im Markt waren, nehmen wir mal die Volksbank oder Sparkasse bei uns, wo die Mitarbeiter plötzlich deutlich nervöser sind und das Ganze, finde ich, oft auf den Kunden übertragen. Wo die merken, wir haben das Problem, ständig unter Druck zu geraten und selbst in ihrem Job das Ganze nach außen strahlen. Im Einzelhandel ebenfalls. Man merkt, die Zahlen werden schwieriger, keiner ist mehr relaxt. Das überträgt sich am Ende in die Verkaufsgespräche. Der Kunde merkt, hier ist etwas nicht richtig rund, geht lieber wieder in die Komfortzone und bestellt online. Mache ich selbst ja ebenfalls so.

Oliver Ratajczak: Darf mit der Jogginghose auf der Couch liegen und bestellt das dann eben, was er sonst gemacht hätte. Es ist eigentlich verrückt. Viele Leute jammern, man muss den Einzelhandel lokal unterstützen etcetera. Genau zu diesem Thema gibt es eine Folge, die letzte Folge dieses Podcast, mit Thorsten Wille. Ziemlich spannend. Der erzählt genau, wie sieht wirkliche Customer Journey aus. Nicht so hingezeichnet, bilderbuchmäßig, sondern eigentlich kann man als Einzelhändler froh sein, wenn der Kunde sich die Mühe macht, zu uns zu kommen. Dann muss irgendwo der Mehrwert sein. Sei es einfach durch Freundlichkeit, durch einfach mal Zuhören. Das ist genau das Problem. Es geht häufig nicht um den letzten Cent. Das Beispiel aus der letzten Podcast-Folge war ein Elektromarkt. Dass es darum geht, der Fernseher ist da zwanzig Euro billiger. Man braucht Hilfe im Jungel. Der Thorsten hat das süß beschrieben. Der Verkäufer sagt, pass auf, lieber Kunde, folge mir mal unauffällig, wir kämpfen uns hier durch diesen Jungel und ich sage dir, was dein Produkt ist. Das ist halt diese Beratung. Das ist genau das, was den Unterschied ausmacht. Kauf es selbst, kompletter Self-Service. Oder lass dich beraten, lass dir helfen. Deswegen glaube ich, ist es wichtig, selbst im Einzelhandel drauf zu setzen, die Kunden, die da sind, gebt denen einen Mehrwert. Dafür ist genau diese Trainingsmethode super. Ich habe es gesehen. Es hat drei Minuten gedauert. Danach habe ich gesagt, Christian, wir müssen reden (lacht) und das gerne im Podcast, ja.

Christian Arentz: Genau. Okay. Was du gerade erzählt hast, ist ein spannendes Thema, da gerade im Reisebereich die Reisebüros nun wieder mehr Zulauf bekommen. Die meisten Leute, die online gebucht haben, haben eigentlich keine Lust, zehn Stunden aufzuwenden, um ihre Reise zu finden, um dann immer noch zu glauben, okay, ich hätte vielleicht was Besseres finden können. Lieber ins Reisebüro gehen und diese ganze Arbeit einmal abgeben und sagen, okay, pass auf, such du mir die Reise aus. Sage mir einfach zwei, drei Varianten, aus denen ich mich entscheiden kann und fertig, als dass ich dieses komplette Thema online abhandeln muss. Das kann ich als Einzelhandelsunternehmen für mich nutzen. Ich sage, ich steigere meine Beratungsqualität und gucke, dass ich deutliche Mehrwerte biete. Ein paar richtig gute Beispiele bei uns in Haltern am See, wo Unternehmer es geschafft haben, vom reinen Handel in den Dienstleistungssektor zu wechseln durch Beratung, durch Mehrleistung und Service-Leistung und sich in ihrer Nische sehr gut platziert haben. Das kann jeder schaffen. Man muss für sich überlegen, wo kann ich für mich oder meinen Kunden Mehrwerte bieten.

Oliver Ratajczak: Genau. Das glaube ich ebenfalls. Früher war es so, man hat einen Laden aufgemacht, dann musste man nur warten, dann kamen die Kunden angeströmt. Das hat sich geändert. Wenn man sein Verhalten seitdem nicht geändert hat, hat man, glaube ich, ein massives Problem. Das heißt, Training, Training, Training. Da sind wir bei dir genau richtig. Mir hat es Spaß gemacht. Ich würde fragen, wenn ich sage, ich bin der Unternehmer, ich habe diese hundert Filialen nicht, vielleicht habe ich zwanzig, jedoch möchte ich meine Mitarbeiter mit dieser neuen Methode, mit VR-Brille etcetera, trainieren. Wo finden die potenziellen Interessenten mehr über dich?

Christian Arentz: Die potenziellen Interessenten sind herzlich eingeladen, auf Training-in-va.de einmal zu schauen. Da haben wir das Thema breit erklärt. Man kann sich einlesen. Da werden wir den Podcast verlinken und haben ein paar Videos drauf, wo man einen ersten Eindruck bekommt, wie so ein Training aussehen kann. Über die angegebenen Kontaktmöglichkeiten gerne eine E-Mail schicken, gerne mal ein Erstgespräch vereinbaren und wir gucken, ob sich das für den Unternehmer lohnt, das zu machen. Es hängt davon ab, welche Dienstleistung oder Produkte im Markt sind. Das ist der einfachste Weg. Training-in-vr.de.

Oliver Ratajczak: Mit oder ohne Bindestrich?

Christian Arentz: Natürlich geht beides, mit Bindestrich auf jedoch auf jeden Fall.

Oliver Ratajczak: Perfekt. Ein Profi. So habe ich es gerne. Ja. Toll. Ich werde das in den Shownotes verlinken. Shownotes, wenn ich davon spreche, heißt das, auf der entsprechenden Webseite zu dieser Podcast-Folge unter ihre-kundenbrille.de/podcast. Da seht ihr alle Folgen. Das ist heute die Folge “Auf einen Kaffee mit Christian Ahrentz” zum Thema VR. Cool. Christian, also mir hat es viel Spaß gemacht. Ich hoffe, die Zuhörer haben eine ganze Menge mitgenommen. Ich danke dir sehr.

Christian Arentz: Herzlichen Dank, dabei gewesen zu sein.

Oliver Ratajczak: Bis dann. Tschüss.

Christian Arentz: Bis dann. Ciao.

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